#LEBEN: "Crash Kurs NRW - Realität erfahren. Echt hart"

Crash Kurs 2024
#LEBEN: "Crash Kurs NRW - Realität erfahren. Echt hart"
Die Veranstaltung konfrontiert jungen Menschen mit den Folgen schwerer Verkehrsunfälle.

Verstohlen wischen sich einige Tränen aus den Augen. Andere hören betroffen zu, verlassen teilweise den Raum. Bei der Veranstaltung "Crash Kurs" berichten Unfallopfer, Einsatzkräfte, Notfallseelsorger und Angehörige davon, wie sich ihr Leben in einem kurzen Moment dramatisch und oftmals für immer verändert hat. Nichts ist mehr, wie vorher.

Pascal Hilleke aus Delbrück, heute 34 Jahre alt, hatte 2007 einen schweren Verkehrsunfall in Salzkotten-Verne, den er nur knapp überlebte. Er erzählt, wie er sich trotz Müdigkeit hinter das Steuer eines Toyota Corolla setzte, um in der Nacht vom 01. auf den 02. Dezember 2007 nach Hause zu fahren. Sein damals 16-jähriger Bruder saß auf dem Beifahrersitz. Hilleke berichtet von einem Telefonat während der Fahrt, von einem Stopp bei einem Schnellrestaurant. Auch von seiner damals schnellen und riskanten Fahrweise. Davon, wie er ein Stoppschild missachtet und auf regenasser Fahrbahn die Kontrolle über sein Auto verliert. Dann hakt er ein: "Alles, was ich nun noch erzähle, kommt von meinem Bruder. Ich kann mich an nichts mehr erinnern." Bei dem Unfall erlitt Hilleke eine schwere Schädel-Hirn-Verletzung, eine Lungenquetschung, Rippenbrüche und einen Leberanriss. Die Milz musste entfernt werden. Auf der Intensivstation hatte er zwei Schlaganfälle, weshalb er das Gehen und Sprechen wieder neu erlernen musste. Der junge Mann kämpfte sich von Pflegestufe 5 zurück auf die Pflegestufe 1 und hält heute Vorträge, wie diesen beim "Crash Kurs".

Ralf Schmitz, 63 Jahre alt, seit 2022 pensionierter Leitender Branddirektor der Feuerwehr Paderborn, berichtet über seine Erfahrungen aus über 40 Dienstjahren: "Die Feuerwehr trifft zumeist als erster Rettungsdienst an der Unfallstelle ein. Die Bilder bleiben hängen und kommen immer wieder hoch, wenn ich durch Straßen fahre, auf denen schwere Unfälle passiert sind. Viele Feuerwehrfrauen und -männer brauchen lange, um die Bilder zu verarbeiten", meinte Schmitz.

Erster Polizeihauptkommissar Michael Schütte, 62 Jahre alt, ist seit 42 Jahren Polizist. Er erklärt: "Wir nehmen den Unfall auf und sichern Spuren. Aber wir informieren auch Angehörige. Darüber, dass ein Familienmitglied einen schweren Unfall hatte. Manchmal enden Unfälle so, wie es sich niemand wünscht. Dann müssen wir über den Tod eines Angehörigen informieren. Das ist für mich auch nach meiner langen Dienstzeit eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt."

"Ab jetzt wird alles anders", sagt auch Sabine Schmitz. Sie ist Notfallseelsorgerin, 61 Jahre alt und kümmert sich beispielsweise nach den Unfällen um Angehörige von Unfallopfern und um die Einsatzkräfte, die Unterstützung bei der Verarbeitung des Erlebten benötigen. "Der Anblick von Unfallopfern, die Auseinandersetzung mit dem Tod, die Überbringung von Todesnachrichten, die Konfrontation von Schmerz und Trauer. Alle Beteiligten, ob Opfer, Angehöriger oder Helfer, wird mit Emotionen und Eindrücken konfrontiert, die das Leben (nachhaltig) verändern", weiß Sabine Schmitz.

Es ist still, als die Teilnehmenden des heutigen Crash Kurs den Saal verlassen. Das Erzählte wirkt nach. Hoffentlich. Denn die Protagonisten versuchen zu vermitteln, dass Verkehrsunfälle nicht einfach passieren, sondern verursacht werden. Weil Regeln missachtet wurden. Und genau deshalb sind Unfälle vermeidbar. Der Crash Kurs NRW findet im ganzen Land statt. Die Verkehrssicherheitsberatung der Paderborner Polizei organisiert sechs bis sieben Veranstaltungen im Jahr an den weiterführenden Schulen im Kreis Paderborn. Ziel ist, junge Erwachsene ab der elften Jahrgangsstufe sowie Berufsschülerinnen und Berufsschüler für die Herausforderungen und Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren.

#LEBEN - Unter diesem Titel der Polizei NRW sorgt auch die Paderborner Polizei seit Anfang 2024 für mehr Sicherheit auf den Straßen. Der Begriff bringt die Anstrengungen der Polizei, schwere Verkehrsunfälle zu reduzieren, auf den Punkt. Präventionsveranstaltungen wie "Crash Kurs" sind bereits etabliert, aber dennoch ein wichtiger Aspekt der Fachstrategie Verkehr. Gleiches Ziel, neuer Weg - Respekt vor dem #LEBEN. Weniger Tote und Schwerverletzte bei Verkehrsunfällen - das ist das erklärte Ziel der Vision Zero.

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110