Der Tod sitzt im Auto

Landrat Manfred Müller, Polizeioberrat Friedrich Husemann und Geschäftsführer der Firma Koller - Nahverkehr Dirk Hänsgen (v. l. n. r.) zeigen die großen Folien, die an zwei Bussen angebracht sind. Die Cartoons sollen die Verkehrsteilnehmer für die Gefahren durch Ablenkung beim Fahren sensibilisieren
Der Tod sitzt im Auto
Lenk dich nicht app. Kein Handy am Steuer - Aufkleber auf Bussen werben für Verkehrssicherheit

Beifahrer im Auto können recht unterschiedlicher Natur sein. Es gibt ruhige, redselige, angenehme, nervige, lustige oder ernste Mitfahrer. Als Fahrzeugführer möchte man die einen mehr, die anderen weniger gerne im Auto mitnehmen.

 

Einen Beifahrer will aber keiner im Fahrzeug haben: Den Sensenmann! Das personifizierte Sinnbild des Todes.

 

Aber genau diese, zugegebenermaßen etwas krasse Karikatur, nutzt die Polizei im Kreis Paderborn seit Anfang dieses Jahres, um auf das Problem "Ablenkung am Steuer" aufmerksam zu machen.

 

Die Heckflächen zweier Linienbusse des Omnibusbetriebs Koller, die in der Kreisstadt und im Umland eingesetzt werden, sind großformatig mit der Sensenmann-Karikatur gestaltet worden. Die Karikatur zeigt einen Autofahrer, der mit einem Mobiltelefon in der Hand beschäftigt ist, worauf sein Beifahrer, der Sensenmann, anmerkt, dass ihm genau das gefällt.

 

"Unter dem Motto Lenk dich nicht app. Kein Handy am Steuer." hat Cartoonist Oliver Hilbring die Karikaturen für die nordrhein-westfälische Polizei im letzten Jahr entworfen. Neben dem "Sensenmann" hat er noch weitere Ideen zum Thema "Ablenkung am Steuer" kreiert, die landesweit in zahlreichen Polizeibehörden auf unterschiedliche Art und Weise eingesetzt werden.

 

Landrat Manfred Müller: "Das Ziel den Straßenverkehr ständig sicherer zu machen, kann erreicht werden, wenn die Verkehrsteilnehmer selber ihren Beitrag dazu leisten. Und das geht nur, wenn man sich an die Regeln hält und sich immer klar macht, dass die Teilnahme am Straßenverkehr zunehmend komplexer wird und, trotz modernster Technik in den Autos, immer und überall mit Gefahren verbunden ist. Ich danke der Firma Koller für die Bereitschaft mit der Kreispolizeibehörde Paderborn zusammenzuarbeiten und einen Beitrag für mehr Sicherheit auf den Straßen unseres Kreises zu leisten!"

 

Die beiden beklebten Busse der Firma Koller sind in den nächsten Monaten täglich auf den Straßen im Kreis zu sehen. Sie sollen an das hohe Gefahrenpotential erinnern, das durch die Handynutzung am Steuer gegeben ist. Egal, ob telefoniert, eine Nachricht gelesen oder gar geschrieben wird: Hat der Fahrer seine volle Konzentration und seine Augen nicht mehr zu einhundert Prozent auf den Straßenverkehr, sondern, und sei es auch nur auch nur für wenige Augenblicke, auf das kleine Display seines Smartphones gerichtet, ist er über eine lange Strecke im Blindflug unterwegs. Wer bei 50 km/h drei Sekunden auf das Handy statt auf die Straße schaut, legt in dieser Zeit über 40 Meter "blind" zurück. Bei fünf Sekunden sind es fast 70 Meter.

 

Vorausschauendes Fahren, angepasstes und zeitgerechtes Reagieren auf veränderte Verkehrssituationen, Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer oder Erkennen von Gefahrensituationen, sind dann nicht mehr oder nur noch verspätet möglich. Die Folgen sind oftmals grausam und tragisch. Häufig müssen Unfallverursacher und Opfer ein Leben lang mit den Folgen leben und das nur, weil man für wenige Sekunden den Blick auf das Handy gerichtet hatte.

 

Das Problem der Ablenkung ist in den letzten Jahren immer stärker in den Vordergrund gerückt. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass das Unfallrisiko bei abgelenkten Fahrzeugführern teilweise drastisch ansteigt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Das Einstellen/Posten von Nachrichten während der Fahrt erhöht das Unfallrisiko um das 23-fache!!

 

Auch wenn nicht bei jedem Unfall nachgewiesen werden kann, dass Ablenkung die Ursache war, so lässt allein die gestiegene Zahl der geahndeten Verstöße im Kreis Paderborn erahnen, dass die Problematik auf einem hohen Niveau ist. Waren es 2015 fast 1400 Verstöße, die von Polizisten festgestellt worden waren, so waren es 2016 und 2017 über 1700 bzw. rund 1600 Ordnungswidrigkeiten, die von den Ordnungshütern registriert wurden. Wegen der besonderen Problematik sind im letzten Jahr die Vorschriften in der Straßenverkehrsordnung verschärft worden. Ein Verstoß wird nun mit 100 Euro Bußgeld geahndet (Fahrrad 55 Euro).

 

Polizeioberrat Friedrich Husemann: "Unser Ziel ist es, schwere Unfälle mit Verletzten und Getöteten auch in den nächsten Jahren weiter kontinuierlich zu verhindern. Die Aufkleber sind ein weiterer Schritt, um die Autofahrerinnen und Autofahrer für die besonderen Risiken und Gefahren, die durch die Benutzung von Handys und anderen elektronischen Geräten beim Führen eines Fahrzeugs entstehen, zu sensibilisieren. Sie sollen aufzeigen wie aus Gedankenlosigkeit bitterer Ernst werden kann."

 

Ablenkung war auch schon vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren ein Problem. Streitende Kinder auf der Rückbank, die Suche nach einer CD oder die heruntergefallene Zigarettenglut waren auch früher schon immer mal Grund dafür, dass der Fahrzeugführer oder die Fahrzeugführerin nicht immer die notwendige Aufmerksamkeit aufgebracht und sich vollends auf den Straßenverkehr konzentriert haben. Aber erst die Möglichkeit das Smartphone mit seinen vielfältigen Fähigkeiten immer und überall nutzen zu können, hat aus diesem Problem durch Einzelne ein Problem durch und für Viele gemacht.

 

Die steigende Bedeutung der missbräuchlichen Handynutzung beim Fahren hat dazu geführt, dass die Polizei landesweit mit diversen repressiven wie auch präventiven Maßnahmen dagegen vorgeht. Bereits vor zwei Jahren hatte die Kreispolizeibehörde Paderborn in Kooperation mit der Kreispolizeibehörde Lippe und realisiert durch Studenten der Hochschule Ostwestfalen-Lippe aus Lemgo drei Videoclips zu dem gleichen Thema produziert. Die Kurzfilme zeigen eindrucksvoll welche Risiken durch die Nutzung von Handys während der Fahrt entstehen. Die Filme werden mittlerweile landesweit durch die Polizei im Rahmen ihrer Präventionsarbeit eingesetzt. Die Clips können in der Box rechts aufgerufen werden.

 

Dirk Hänsgen, Geschäftsführer der Firma Koller - Nahverkehr-: "Jedes Jahr sind meine Mitarbeiter mehrere hunderttausend Kilometer auf den Straßen des Kreises Paderborn unterwegs, so dass Sicherheit im Straßenverkehr ein ganz wichtiger Aspekt unserer täglichen Arbeit ist. Deshalb bin ich gerne bereit die Polizei bei ihrer Verkehrssicherheitsarbeit zu unterstützen. Ich bin davon überzeugt, dass die großen Aufkleber auf unseren Bussen von vielen Menschen gesehen werden und hoffe, dass die damit verbundenen Botschaften von allen Verkehrsteilnehmern beherzigt werden."

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110